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Unser Besuch im Theater
von Valerie- Marie Tiefenbacher

Am 5.12.2000 fuhren meine Klasse und ich mit der Straßenbahn zum Stadttheater. Wir wollten uns das Musical namens Kalif Storch anschauen. Das Stück ist ein Märchen von Wilhelm Hauff und wurde von Karlheinz Komm als Musical geschrieben.
Als wir beim Theater angekommen sind, bekam jeder seine Karte. Ich saß in der Reihe 12 und mein Sitzplatz hatte die Nummer 351. Die Geschichte vom Kalif Storch spielt in Arabien, in der Stadt Bagdad . Das hat man gleich am Bühnenbild und an den Schauspielern erkannt. Die hatten nämlich bunte Pluderhosen aus glänzenden Stoffen und goldene Schnabelschuhe an. Außerdem hatten sie Turbane mit Edelsteinen daran auf dem Kopf. Am allerbesten von allen Schauspielern hat mir die Zauberin Kaschnura gefallen, weil sie so ein schönes Kostüm anhatte: lila Pluderhose, lila Samt- Oberteil mit eingestickten Mustern und einen wunderschönen Turban. Auch ihre Zaubersprüche fand ich atemberaubend. Was mir nicht so gut gefallen hat war, dass wir nicht gesehen haben, als der kleine Löwe seine Mama wieder fand. Aber sonst fand ich das Theaterstück wirklich schön. Das war wieder ein schöner Ausflug!





Bild: Sabina Rasinariu



Nette Ente

Unser Musical-Besuch brachte uns nicht nur den erwarteten Kunstgenuss, sondern auch einen Kurzbericht in der Zeitung, über den sich die Kinder sehr freuten und anhand dessen sie auch gleich die Glaubwürdigkeit der Medien untersuchen konnten. Also, hier die nackte Wahrheit:






Karlheinz Komm bedauerte es zwar, aber er konnte unsere Einladung nicht annehmen (der Weg ist einfach zu weit).
Wir werden ihm einige unserer Berichte und Bilder sowie Aufnahmen unseres Schultheaters schicken, vielleicht klappt es ja dann doch. sni

Und hier der Anfang des Märchens:

Kalif Storch

von Wilhelm Hauff


Der Kalif Chasid zu Bagdad saß einmal an einem schönen Nachmittag behaglich auf seinem Sofa; er hatte ein wenig geschlafen, denn es war ein heißer Tag, und sah nun nach seinem Schläfchen recht heiter aus. Er rauchte aus einer langen Pfeife von Rosenholz, trank hier und da ein wenig Kaffee, den ihm ein Sklave einschenkte, und strich sich allemal vergnügt den Bart, wenn es ihm geschmeckt hatte. Kurz, man sah dem Kalifen an, daß es ihm recht wohl war. Um diese Stunde konnte man gar gut mit ihm reden, weil er da immer recht mild und leutselig war, deswegen besuchte ihn auch sein Großwesir Mansor alle Tage um diese Zeit. An diesem Nachmittage nun kam er auch, sah aber sehr nachdenklich aus, ganz gegen seine Gewohnheit. Der Kalif tat die Pfeife ein wenig aus dem Mund und sprach: "Warum machst du ein so nachdenkliches Gesicht, Großwesir?"

Der Großwesir schlug seine Arme kreuzweis über die Brust, verneigte sich vor seinem Herrn und antwortete: "Herr, ob ich ein nachdenkliches Gesicht mache, weiß ich nicht, aber da drunten am Schloß steht ein Krämer, der hat so schöne Sachen, daß es mich ärgert, nicht viel überflüssiges Geld zu haben."

Der Kalif, der seinem Großwesir schon lange gerne eine Freude gemacht hätte, schickte seinen schwarzen Sklaven hinunter, um den Krämer heraufzuholen. Bald kam der Sklave mit dem Krämer zurück. Dieser war ein kleiner, dicker Mann, schwarzbraun im Gesicht und in zerlumptem Anzug. Er trug einen Kasten, in welchem er allerhand Waren hatte, Perlen und Ringe, reichbeschlagene Pistolen, Becher und Kämme. Der Kalif und sein Wesir musterten alles durch, und der Kalif kaufte endlich für sich und Mansor schöne Pistolen, für die Frau des Wesirs aber einen Kamm. Als der Krämer seinen Kasten schon wieder zumachen wollte, sah der Kalif eine kleine Schublade und fragte, ob da auch noch Waren seien. Der Krämer zog die Schublade heraus und zeigte darin eine Dose mit schwärzlichem Pulver und ein Papier mit sonderbarer Schrift, die weder der Kalif noch Mansor lesen konnte. "Ich bekam einmal diese zwei Stücke von einem Kaufmanne, der sie in Mekka auf der Straße fand", sagte der Krämer, "Ich weiß nicht, was sie enthalten; euch stehen sie um geringen Preis zu Dienst, ich kann doch nichts damit anfangen."

Der Kalif, der in seiner Bibliothek gerne alte Manuskripte hatte, wenn er sie auch nicht lesen konnte, kaufte Schrift und Dose und entließ den Krämer. Der Kalif aber dachte, er möchte gerne wissen, was die Schrift enthalte, und, fragte den Wesir, ob er keinen kenne, der es entziffern könnte.

"Gnädigster Herr und Gebieter", antwortete dieser, "an der großen Moschee wohnt ein Mann, er heißt Selim, der Gelehrte, der versteht alle Sprachen, laß ihn kommen, vielleicht kennt er diese geheimnisvollen Züge."

Der Gelehrte Selim war bald herbeigeholt. "Selim", sprach zu ihm der Kalif, "Selim, man sagt, du seiest sehr gelehrt; guck einmal ein wenig in diese Schrift, ob du sie lesen kannst; kannst du sie lesen, so bekommst du ein neues Festkleid von mir, kannst du es nicht, so bekommst du zwölf Backenstreiche und fünfundzwanzig auf die Fußsohlen, weil man dich dann umsonst Selim, den Gelehrten, nennt."

Selim verneigte sich und sprach: "Dein Wille geschehe, o Herr!" Lange betrachtete er die Schrift, plötzlich aber rief er aus: "Das ist Lateinisch, o Herr, oder ich laß mich hängen." "Sag, was drinsteht", befahl der Kalif, "wenn es Lateinisch ist."

Selim fing an zu übersetzen: "Mensch, der du dieses findest, preise Allah für seine Gnade. Wer von dem Pulver in dieser Dose schnupft und dazu spricht: Mutabor, der kann sich in jedes Tier verwandeln und versteht auch die Sprache der Tiere.

Will er wieder in seine menschliche Gestalt zurückkehren, so neige er sich dreimal gen Osten und spreche jenes Wort; aber hüte dich, wenn du verwandelt bist, daß du nicht lachest, sonst verschwindet das Zauberwort gänzlich aus deinem Gedächtnis, und du bleibst ein Tier."

Als Selim, der Gelehrte, also gelesen hatte, war der Kalif über die Maßen vergnügt. Er ließ den Gelehrten schwören, niemandem etwas von dem Geheimnis zu sagen, schenkte ihm ein schönes Kleid und entließ ihn. Zu seinem Großwesir aber sagte er: "Das heiß' ich gut einkaufen, Mansor! Wie freue ich mich, bis ich ein Tier bin. Morgen früh kommst du zu mir; wir gehen dann miteinander aufs Feld, schnupfen etwas Weniges aus meiner Dose und belauschen dann, was in der Luft und im Wasser, im Wald und Feld gesprochen wird!"

Kaum hatte am anderen Morgen der Kalif Chasid gefrühstückt und sich angekleidet, als schon der Großwesir erschien, ihn, wie er befohlen, auf dem Spaziergang zu begleiten. Der Kalif steckte die Dose mit dem Zauberpulver in den Gürtel, und nachdem er seinem Gefolge befohlen, zurückzubleiben, machte er sich mit dem Großwesir ganz allein auf den Weg . Sie gingen zuerst durch die weiten Gärten des Kalifen, spähten aber vergebens nach etwas Lebendigem, um ihr Kunststück zu probieren. Der Wesir schlug endlich vor, weiter hinaus an einen Teich zu gehen, wo er schon oft viele Tiere, namentlich Störche, gesehen habe, die durch ihr gravitätisches Wesen und ihr Geklapper immer seine Aufmerksamkeit erregt hatten.


Na habt Ihr Lust bekommen, die ganze Geschichte zu erfahren? Dann fragt nach: in Eurer Schülerbücherei (vielleicht) oder in der Stadtbücherei (ganz sicher) findet Ihr die Märchen von Wilhelm Hauff. Viel Spaß!